Kürzlich startete eine Maschine der US-Airline Jetblue von Fort Lauderdale in Florida und flog ins kubanische Santa Clara. Es war der erste Flug einer regulären US-Maschine auf die Karibikinsel seit mehr als 50 Jahren. Das Ereignis ist eine der sichtbarsten Veränderungen in der Annäherung der früheren Erzfeinde USA und Kuba. Und es wird längst nicht die letzte gewesen sein. Experten sprechen von einer neuen Ära in den kubanisch-US-amerikanischen Beziehungen. Auf den Tourismus wird das erhebliche Auswirkungen haben. Nach Jahrzehnten des Wirtschaftsembargos erhalten immer mehr Fluggesellschaften in den Vereinigten Staaten die Erlaubnis, kommerzielle Flugverbindungen auf die Karibikinsel einzurichten. Zehn Airlines habe die Erlaubnis bereits erhalten. In den USA ist von bis zu 300 Flügen wöchentlich die Rede, die Kuba mit den Vereinigten Staaten demnächst verbinden könnten.

Die zusätzlichen Flüge dürften demnächst mehr US-Touristen in großen Mengen auf die Karibikinsel bringen. Im vergangenen Jahr besuchten rund 150.000 Bürger der Vereinigten Staaten Kuba. Um die zu erwartende Nachfrage aus den USA zu bedienen, würden künftig 500.000 bis 800.000 mehr Betten auf der Insel gebraucht, schätzt Wolfgang Keller, Geschäftsführer des Erlanger Kuba-Spezialisten Cuba4Travel. Nach dem aktuellen Stand für Hotelbauten könnten alle fünf Jahre allerdings nur rund 50.000 Betten fertig gestellt werden. Für die eigenen Kapazitäten sieht Keller zwar kein Problem auf Kuba. Denn seine Gäste kämen vor allem in Privathäusern unter. Ähnlich argumentiert Jörg Boddien, Produktmanager Kuba beim Weezer Veranstalter Erlebe-Fernreisen: „Unsere Gäste wohnen vor allem in sogenannten Casas Particulares.“ Er mache sich daher keine Sorgen darüber, dass Erlebe-Fernreisen auf Grund steigender Touristenzahlen Kapazitätsprobleme bekomme. „Unsere Kunden suchen zudem auf Kuba vor allem ein authentisches Erlebnis. Sie würden gerne mit der heimischen Bevölkerung in Kontakt kommen.“ Keller allerdings räumt ein: Auch auf dem Sektor für private Unterkünfte sei es sehr eng geworden. Er sieht vor allem Folgen für die Preise: Insgesamt werde alles von Saison zu Saison teurer. „Der amerikanische Markt macht das bisherige Preisgefüge kaputt.“

Die Insel werde wohl den amerikanischen Standard wie andere Karibikinseln bekommen, sagt Keller voraus. Das kubanische authentische Flair werde möglicherweise verloren gehen. In Kuba müsste die Bevölkerung erst einmal auf den Touristenansturm vorbereitet werden, wie er jetzt möglicherweise auf die Insel zukomme. „Das wird Jahre dauern und muss natürlich vom Staat entsprechend gewollt werden.“

Quelle Travel Talk

 

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